Zürich anders entdeckt

Höhenweg, Sündenpfuhl, Aussichtspunkt – Auf der Turnfahrt bewegen sich die Old Boys Triengen auf glitschigem Terrain.

Die Wettervorhersage trifft zu. Leider. Es nieselt, als sich die Old Boys samstagmorgens am letzten September Wochenende treffen. Immerhin: Mit Bus und Zug reisen die 14 Teilnehmenden der Turnfahrt trocken bis nach Adliswil. Mit der einzigen Luftseilbahn im Kanton Zürich geht die Reise für die Old Boys Triengen Richtung Felsenegg weiter. Der Regen hat da schon eingesetzt, darum nimmt keiner den rund 30minütigen Bergmarsch unter die Füsse.

Wandern im Regen

Auf dem Planetenweg marschiert die Gruppe Richtung Sonne auf dem Uetliberg. Getreu dem Motto: «Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.» Auf halber Strecke der erste Boxenstopp, zum Aufwärmen, im Hof-Café vom Gut Mädikon. Gestärkt durch koffein- und malzhaltige Getränke meistern die Turner auch den zweiten Teil der leichten Wanderung.

Auf dem Uetliberg hat der Wettergott ein kurzes Einsehen: Just für das Gruppenfoto öffnet sich die Wolkendecke. Auch für ein paar Aussichtsschnappschüsse reicht die kurze Schönwetter-Phase hoch über Zürich. «Wenn Engel reisen…», kommentiert Turnfahrt-Organisator Daniel Fischer nachträglich.

Langstrasse-Tour

Weil ein Zug der Uetlibergbahn kurzfristig ausfällt, dauert es etwas bis die Old Boys Richtung Jugendherberge aufbrechen können. Dort wartet schon das Gepäck. Die Schuhe gewechselt, die nassen Kleider etwas getrocknet, steht der kulturelle Teil der Turnfahrt an: Mit Tour-Guide Frank taucht die Gruppe in den Kreis 4, den «Chreis Cheib», ein. Wobei «Cheib» ursprünglich für Tier-Kadaver steht. Mit seinem Wissen vermag Frank den Old Boys aber mehr als nur Geschichte und Klischees zu vermitteln, die gemeinhin mit dem Langstrassen-Quartier in Verbindung stehen. Selbstverständlich: ein Besuch in der Olé-Olé-Bar gehört auch für die Old Boys zur Tour dazu.

Nur gerade vier Bus-Stationen dauert die Fahrt von der Bar zu einer anderen Zürcher Institution – dem «La Côte». Der Raum ist erfüllt vom Duft gebratenen Fleisches, als die Alterssektion des TV Triengen das Restaurant betritt. Denn im «La Côte» isst man eigentlich nur eines: Charbonnade, mit Pommes Allumettes. «Satt geworden sind wir also alle», sagt Turnfahrt-Teilnehmer Marcel Ulrich mit einem Augenzwinkern. Denn mit Fleisch und Pommes werde nicht gespart. Es gilt die Devise: «So langs s’Füür brönnt!»

Zurück an der Langstrasse, der obligate Absacker. Erstaunt, dass trotz des misslichen Wetters das Quartier vor Leute nur so strotzt, schaffen es die Old Boys in der «Schickeria» ein Abendbier zu ergattern und den Tag ausklingen zu lassen.

Herbstmarkt in Regensberg

Ohrstöpsel verstaut, Gepäck sortiert und im Transport-Auto verladen, machen sich Turnfahrt-Teilnehmer am Sonntagmorgen mit Bus und Bahn nach Regensberg auf. Mit Blick über das Zürcher Unterland und den Flughafen Kloten liegt die Gemeinde am einten Ende der Lägeren. Der Zufall will es, dass genau an diesem Sonntag der Herbstmarkt in Regensberg stattfindet. Eine gute Gelegenheit, sich nochmals für die bevorstehende Wanderung zu stärken. Immerhin: Das Wetter spielt am Sonntag mit, so dass die Gruppe keinen Regenschirm braucht.

Von Zürich in den Aargau

Über den Jura-Höhenweg geht es Richtung Aargau, genauer nach Baden. Ist es am Samstag ein gemütlicher Spaziergang, werden die Old Boys am Sonntag gefordert: dreieinhalb Stunden, ein T3-Höhenweg, unwegsames Gelände. Vier Wagemutige nehmen den exponierten Weg über den Sattel, direkt über die Krete der Lägeren. Der Rest biegt kurz vorher in den Wald ab und wandert auf dem breiteren Pfad. «Einmal über den Grat reicht mir», sagt Daniel Fischer, der die Wanderung vorher abmarschiert ist.

In Baden braucht es erstmals ein Bier nach all den Strapazen. In der Aargauer Bäderstadt geniessen die tollkühnen Recken ihre verdiente Pause. Und sogar die Sonne lacht da durch die Wolkendecke. Die Heimfahrt via Olten, Sursee nach Triengen ist dann der letzte Akt der Old Boys Turnfahrt 2024. (fid, ulm)